Seite 30.Spieltag
„Rückfall in die Selbstzerstörung”
Von Joachim Schmidt
Der 1. FC Köln hat seine Talfahrt fortgesetzt und rutscht nach einer katastrophalen Niederlage von 0:4 gegen Mainz 05 auf den 16. Platz. Damit erhielt die Debatte um einen Kölner Trainerwechsel für die letzten vier Begegnungen neue Nahrung.
MAINZ - Schwer angeschlagen taumelt der 1. FC Köln seinem fünften Bundesligaabstieg entgegen. Dabei wurden die Gäste gestern Abend von wie entfesselt aufspielenden Mainzern ausgekontert und unterlagen mit 0:4 (0:3). Damit erhielt die Debatte um einen Kölner Trainerwechsel für die letzten vier Begegnungen neue Nahrung. FC-Geschäftsführer Claus Horstmann, der das Spiel im Gästeblock miterlebt hatte und nun das Schlimmste für das Derby am Sonntag in Mönchengladbach befürchtet, meinte: "Das war ein Rückfall in die Selbstzerstörung. Ich schließe aber nicht aus, dass Stael Solbakken am Sonntag wieder auf der Bank sitzt. Wir müssen kühlen Kopf behalten und uns am Mittwoch beraten." Solbakken selbst meinte, die Entscheidung müssten andere treffen. Er habe alles versucht. Doch die Mannschaft besitze nicht die mentale Stärke und Qualität, nach einem Rückstand ins Spiel zurückzufinden.
Überschattet wurde die Begegnung in der 28. Minute durch eine gedankenlose Tat eines Zuschauers. Auf dem Weg zur Ausführung eines Eckballs wurde Lukas Podolski von einer Ein-Cent-Münze getroffen und erlitt einen Riss unterhalb des rechten Auges. Wäre der Nationalstürmer liegen geblieben und hätte nicht weitergespielt, hätte Schiedsrichter Felix Brych die Partie abbrechen können. Noch während der Partie wurde ein Tatverdächtiger festgenommen.
"Ich muss Lukas ein Riesen-Kompliment dafür machen. Er hätte ja auch liegen bleiben können. Ich kann mich bei ihm und beim FC nur entschuldigen", sagte der Mainzer Manager Christian Heidel.
Als symbolischer Akt für den gemeinschaftlichen Kampf um den Klassenerhalt waren mehr als 60 Mitarbeiter der FC-Geschäftsstelle in zwei Bussen sowie die Präsidentschaftskandidaten um Werner Spinner mit nach Mainz gereist. Wie auch rund 2000 weitere Kölner Fans versuchten sie die Mannschaft verbal zu unterstützen.
Doch bereits frühzeitig erstarben ihre Anfeuerungsrufe und ihre Hoffnungen auf den benötigten Erfolg. Zwar kontrollierte der FC die Partie zunächst, und der Mainzer Trainer Thomas Tuchel tanzte über seine Mannschaft schimpfend an der Seitenlinie entlang. Doch dann pfiff Brych plötzlich und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Dabei war er allerdings einem theatralischen Sturz von Adam Szalai im Laufduell mit Ammar Jemal aufgesessen. Eugen Polanski war's egal, er verwandelte den Strafstoß sicher zum 1:0 in der 19. Minute.
Gut eine Viertelstunde später war dann bereits alles gelaufen, weil Mohamed Zidan (31.) und Nicolai Müller (37.) auf 3:0 erhöhten. Mit dem Mainzer 4:0 (53.) durch Szalai war dann alles gelaufen. "Danach haben wir uns wenigstens nicht abschlachten lassen", meinte der machtlose Michael Rensing.
Mainz: Wetklo; Pospech, Kirchhoff, Noveski, Zabavnik; Müller; Polanski, Soto (80. Baumgartlinger); Szalai (80. Allagui), Zidan (64. Ivanschitz), Choupo-Moting.
Köln: Rensing; Brecko, Sereno, Geromel, Jemal (74. McKenna); Roshi (46. Tese), Lanig, Riether, Clemens; Ishak (56. Jajalo), Podolski. -
SR: Brych (München). -
Tore: 1:0 Polanski (19., Foulelfmeter), 2:0 Zidan (31.), 3:0 Müller (37.), 4:0 Szalai (53.). -
Zuschauer: 34 000. -
Gelbe Karten: Szalai, Choupo-Moting.
(Quelle: Kölnische Rundschau vom 11.04.2012)
Einzelkritik
Rücken-Nr.
Einwechslung
Spieler 1. FC Köln
Note
1
Michael Rensing
5
2
Miso Brecko
5
17
Henrique Sereno
5
21
Pedro Geromel
5
3
Ammar Jemal
5
27
Christian Clemens
4-
13
Martin Lanig
5
5
Sascha Riether
4-
28
Odise Roshi
5
16
Mikael Ishak
5
10
Lukas Podolski
5
9
ab 46.min.
für Roshi
Chong Tese
5
19
ab 56.min.
für Ishak
Mato Jajalo
5
23
ab 74.min.
für Jemal
Kevin McKenna
4-
Ergebnisse:
Spielstand 11.04.2012
Rang
VR
Emblem
Verein
Sp
S
U
N
T
TD
P
Quali
1
(1)
Borussia Dortmund (M)
30
21
6
3
67:22
+45
69
CL
2
(2)
Bayern München
30
20
3
7
69:20
+49
63
CL
3
(3)
FC Schalke 04 (P)
30
18
3
9
65:39
+26
57
CL
4
(4)
Borussia Mönchengladbach
30
15
8
7
43:22
+21
53
CLQ
5
(5)
VfB Stuttgart
30
13
7
10
55:40
+15
46
EL
6
(6)
Bayer 04 Leverkusen
30
12
8
10
43:40
+3
44
ELQ
7
(8)
Hannover 96
30
11
11
8
39:42
-3
44
8
(7)
Werder Bremen
30
11
9
10
44:46
-2
42
9
(10)
1899 Hoffenheim
30
10
10
10
38:40
-2
40
10
(9)
VfL Wolfsburg
30
12
4
14
41:54
-13
40
11
(11)
1. FSV Mainz 05
30
9
9
12
47:48
-1
36
12
(12)
1. FC Nürnberg
30
10
5
15
31:42
-11
35
13
(13)
SC Freiburg
30
9
8
13
41:56
-15
35
14
(14)
Hamburger SV
30
7
10
13
33:55
-22
31
15
(15)
FC Augsburg (N)
30
6
12
12
32:47
-15
30
16
(16)
1. FC Köln
30
8
5
17
36:63
-27
29
Ab-Rel
17
(17)
Hertha BSC (N)
30
6
9
15
31:54
-23
27
Ab
18
(18)
1. FC Kaiserslautern
30
3
11
16
19:44
-25
20
Ab
Vorschau 31.Spieltag
Termin
Begegnung
Ergebnis
Informationen
Fr., 13.04., 20:30 h
VfB Stuttgart gegen: Werder Bremen
-:-
Historie
Sa., 14.04., 15:30 h
Hamburger SV gegen: Hannover 96
-:-
Historie
Sa., 14.04., 15:30 h
1. FC Kaiserslautern gegen: 1. FC Nürnberg
-:-
Historie
Sa., 14.04., 15:30 h
VfL Wolfsburg gegen: FC Augsburg
-:-
Historie
Sa., 14.04., 15:30 h
FC Schalke 04 gegen: Borussia Dortmund
-:-
Historie
Sa., 14.04., 15:30 h
Bayer 04 Leverkusen gegen: Hertha BSC
-:-
Historie
Sa., 14.04., 18:30 h
Bayern München gegen: 1. FSV Mainz 05
-:-
Historie
So., 15.04., 15:30 h
Borussia Mönchengladbach gegen: 1. FC Köln
-:-
Historie
So., 15.04., 17:30 h
SC Freiburg gegen: 1899 Hoffenheim
-:-
Historie
Restprogramm:
31. Spieltag, So., 15.04., 15:30 h Borussia Mönchengladbach gegen: 1. FC Köln
32. Spieltag, Sa., 21.04., 15:30 h 1. FC Köln gegen: VfB Stuttgart
33. Spieltag, Sa., 28.04., 15:30 h SC Freiburg gegen: 1. FC Köln
34. Spieltag, Sa., 05.05., 15:30 h 1. FC Köln gegen: Bayern München
1. FSV Mainz 05 - 1. FC Köln 4:0 (3:0)
Die Profis des 1. FC Köln haben nach den jüngsten Chaostagen auch sportlich einen Offenbarungseid geleistet und die Abstiegsangst mit einem desolaten Auftritt weiter geschürt.
Die Kölner, deren Trainer Stale Solbakken mehr denn je um seinen Job bangen muss, unterlagen am 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga 0:4 (0:3) beim 1. FSV Mainz 05. Mit lediglich 29 Zählern ist der FC in akuter Abstiegsgefahr. Dagegen haben sich die Mainzer mit nun 36 Punkten der größten Sorgen entledigt.
"Im entscheidenden Spiel war die Mannschaft präsent", sagte der Mainzer Präsident Harald Strutz, wollte aber noch keine Glückwunsche zum Nichtabstieg entgegennehmen: "Wir haben in Mainz schon so viel erlebt. Bevor nicht alles endgültig ist, werden wir uns nicht ausruhen."
Eugen Polanski per Foulelfmeter (19.), Mohamed Zidan (31.), Nicolai Müller (37.) und Adam Szalai (54.) trafen gegen die Kölner, die noch nie in ihrer Bundesliga-Geschichte einen Punkt beim FSV holten. Zudem gewannen die Rheinländer nur eine der zurückliegenden zehn Partien.
"Wir haben bis zum ersten Gegentor passabel gespielt. Dann kriegen wie wieder vier Stück. Das ist mir unerklärlich", sagte FC-Schlussmann Michael Rensing. Claus Horstmann, als Geschäftsführer in Abwesenheit eines Vorstands und eines Sportdirektors derzeit der starke Mann beim FC, zog ebenfalls ein enttäuschendes Fazit: "Der Auftritt ist nicht erklärbar. Das war wieder ein deftiger Rückschritt. Ich habe sehr viel Versagen auf dem Rasen gesehen. Es hat einige Totalausfälle gegeben."
Mainz von Beginn an dominant
Vor 34.000 Zuschauern in der ausverkauften Mainzer Arena erarbeiteten sich die Gastgeber in der Anfangsphase mehr Spielanteile. Chancen verbuchten die Mainzer allerdings nicht. Die defensiv eingestellten Kölner ließen zunächst keine Möglichkeiten zu. Der erste Abwehrfehler führte sofort zum ersten Treffer des Spiels. Nach einem angeblichen Foul von Ammar Jemal am Ungarn Szalai verwandelte Polanski den umstrittenen Strafstoß sicher.
In der 29. Minute musste Schiedsrichter Felix Brych (München) die Partie kurzzeitig unterbrechen, weil der Kölner Lukas Podolski vor der Ausführung einer Ecke von einem Gegenstand getroffen worden war. FSV-Manager Christian Heidel sprach in der Pause von einem "Vollidioten" und entschuldigte sich bei Podolski. Nur zwei Minuten nach dieser Szene erhöhte Zidan die Mainzer Führung, Müller sorgte noch vor der Pause für den dritten FSV-Treffer.
Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel vergab Podolski die erste kleine Chance der Gäste. Kurz darauf sorgte Szalai für die Entscheidung. Nach dem vierten Gegentor wurden die Kölner von den mitgereisten Fans verbal attackiert.
Peszko und Novakovic nicht im Kölner Kader
Am vergangenen Wochenende hatte der Kölner Profi Slawomir Peszko für einen Skandal gesorgt. Der Pole hatte die Nacht zum Sonntag in Polizeigewahrsam verbracht, nachdem er angetrunken mit einem Taxifahrer aneinandergeraten war. Angeblich wurde der Mittelfeldspieler, der nach dem Vorfall aus dem Nationalteam flog und somit die EM in seinem Heimatland verpassen wird, mit einer Geldstrafe von 25.000 Euro belegt.
Erst in der vergangenen Woche hatte Solbakken vier Profis mit Torjäger Milivoje Novakovic an der Spitze aus dem Kader geworfen. Kevin Pezzoni stand in Mainz wieder im Kader. Novakovic, der sich trotz eines "Maulkorbs" kritisch dem Klub gegenüber geäußert hatte, blieb verbannt.
Podolski hatte seine Teamkollegen wenige Stunden vor dem Spiel in Mainz noch zu Zusammenhalt aufgerufen. "Es hilft jetzt keinem hier, das Team und den Verein in den Dreck zu ziehen. Es geht jetzt darum, in der Liga zu bleiben", sagte der Nationalspieler, der voraussichtlich zum FC Arsenal wechseln wird: "Es ist viel passiert, aber es geht um viel mehr: Der FC muss erstklassig bleiben."
(Quelle: Kölnische Rundschau vom 10.04.2012)